Obwohl wir alle in der Schule lesen und schreiben gelernt haben, sind wir noch lange keine guten Texter. Schon gar nicht online. Erich Kästner wusste: „Einer hat immer Mühe: der Schreiber oder der Leser.“ Bereits bei dieser Überlegung entscheidet sich, ob Ihr Text wirkt. Wenn der Leser das Gefühl hat, es sei Arbeit, Ihren Text zu lesen, dann ist die Wirkung schon dahin. Die Botschaft erreicht den Leser nicht. Doch genau das ist die Absicht eines Textes im Marketing – ganz gleich, ob es sich um Texte auf Website oder im Blog handelt, auf Landing Pages, in Newslettern und Pressemitteilungen, Presseartikeln und Gastbeiträgen, bei Antworten auf Bewertungen, Eventtexten, Einladungen, Unternehmenskurztexten, Social Media Posts oder bei Speisekarten-Texten.
Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen
Wie bei jeder anderen Übung fängt auch die Arbeit am Text mit der richtigen Vorbereitung an: Positionierung erarbeiten, Aufgabenstellung definieren, Keywords zusammentragen, Zielgruppen bestimmen und für ein Texter freundliches Umfeld sorgen. Die folgenden Tipps und Tricks aus dem Texter Alltag gelten natürlich bei nahezu allen Textaufgaben – nicht nur im Hotelmarketing und Restaurantmarketing.
Dabei gilt, was Aristoteles schon wusste: „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen“. Fragen Sie sich vor dem Texten:
- woher? Wer schreibt, wer ist der Absender
- was? Genaue Vorstellung von Angebot oder Leistung
- wo? Klärung des Vertriebsgebiets
- warum? gute Argumente und Stärken aus Markensicht
- weswegen? Das Nutzenversprechen aus Lesersicht
- welche? Was sind die wesentlichen Inhalte, Informationen, Botschaften
- wer? Wie ist die Zielgruppe, die ich erreichen will
- wohin? Wer das Ziel nicht kennt, wird es auch nicht erreichen
- wieviel? Wie immer im Marketing muss ich das Zeit- und Geldbudget kennen
Gute Voraussetzungen fürs Texten
Und ob Sie es glauben oder nicht: Eine texterfreundliche Atmosphäre ist ganz entscheidend für das Ergebnis. Schaffen Sie sich gute Voraussetzungen fürs Texten: Vertrauen Sie Ihren Fähigkeiten, sorgen Sie für ein Wohlfühl-Umfeld, räumen Sie Ihren Arbeitsplatz auf, planen Sie kreative Zeit, schirmen Sie sich ab. Wenn das gelungen ist, versuchen Sie, entspannt zu bleiben, denken Sie in Bildern, verlassen Sie gewohnte Denkbahnen. Vergessen Sie nicht, zwischendurch Pausen zu machen, aber halten Sie durch. Urteilen Sie nicht gleich – lassen Sie Fehler zu.
Einer steht beim Texten im Mittelpunkt
Im Universum des Lesers steht nur einer im Mittelpunkt: der Leser selbst. Gewöhnen Sie sich bei allen Marketing arbeiten und insbesondere beim Texten an, die Sicht des Lesers einzunehmen. Es zählt ausschließlich, was ihm gefällt, ihm nutzt, ihn unterhält.
Und gleichzeitig müssen Sie einen weiteren Dauerleser im Blick haben: Die Suchmaschinen, allen voran Google. Suchmaschinen sind beim inhaltlichen Verständnis fast ausschließlich auf den Text angewiesen, wobei sie Inhalte immer besser erfassen und „verstehen“ können.
Präsentieren Sie gleich zu Anfang die Botschaft, liefern Sie Google einen inhaltsreichen und gut gegliederten Text. Keywords bringen Sie vor allem in den Überschriften unter. Auch Verlinkungen und Bildunterschriften sind geeignete Stellen für Ihre wichtigen Begriffe. Und natürlich die Angaben im Meta-Bereich wie der Seitentitel <title> und die Seitenbeschreibung <description>. Wenn Sie dann noch auf Textverständlichkeit und gute Rechtschreibung achten, punkten Sie nicht nur bei den Suchmaschinen, sondern auch bei Ihren Lesern.
Die Überschrift ist entscheidend.
Ganz besonders im Web.
Gute Überschriften überzeugen die Leser, den Text zu lesen. Beispiel:
ok: Erfolg mit Social Media
gut: Kunden binden mit Social Media
besser: Erfolg mit 6 bewährten Social Media Rezepten
Machen Sie bei der alles entscheidenden Überschrift den Headline-Check. Ist die Headline ohne weiteren Text, ohne Layout und Grafik verständlich? Beschreibt Ihre Überschrift wirklich den Kern des Beitrags? Lässt sich die Überschrift leicht und einfach (und ohne Luftholen) sprechen? Mögen Sie Ihre Headline? Wenn Sie sich diese vier Fragen ehrlich beantworten, gelangen Sie fast automatisch zur besseren Überschrift.
Eine besondere Form der Überschrift ist im E-Mail Marketing und bei Newslettern die Betreffzeile – je unwiderstehlicher umso besser.
- Halten Sie die Betreffzeile kurz (unter 50 Zeichen)
- Personalisieren Sie die Betreffzeile (z.B. mit Name oder Ort)
- Benutzen Sie Sonderzeichen
- Verwenden Sie Zahlen in der Betreffzeile
- Setzen Sie auf Templates, die sich bewährt haben: Zahlen-Daten-Fakten, Bestenlisten, Problemlöser, verändertes Zitat
- Sagen Sie viel, aber nicht alles, z.B. „Ein kleiner Fehler, der Gastwirte 4.000 € im Jahr kostet“
- Verwenden Sie starke (Reiz)Worte wie Verbesserung, sensationell, bemerkenswert, zauberhaft, einfach, schnell, garantiert, versprochen, sicher, endlich, leicht, einzigartig, echt, weil …
- Wecken Sie Neugier. Oder besser: Wecken Sie Neugier und versprechen Sie Nutzen
Gestalten Sie Ihren Text.
Texte werden nicht nur durch ihre Schriftart gestaltet. Weitere Faktoren, die zur besseren Lesbarkeit beitragen sind die Schriftgröße und -farbe, die Zeilenlänge und der Durchschuss (Abstand zwischen den Zeilen), Aufzählungen, Fettungen und Kursivierungen sowie in Social Media-Texten auch die #hashtags.
Eine anschauliche Darstellung von Vorher-Nachher-Bespielen der Textgestaltung findet sich in diesem Blogbeitrag.
24 goldene Texter-Regeln
Jeder Texter hat seine eigene Vorstellung, was einen guten Text ausmacht. Auf der Suche im Netz bin ich auf viele Tipps und Ratschläge gestoßen. Folgende haben mir besonders gut gefallen:
- Finde die perfekte Headline.
- Lasse Füllwörter weg.
- Fang nie mit der Headline oder dem Betreff an.
- Meide Amtsdeutsch.
- Achte auf Klarheit.
- Streiche „aber“ und „müssen“ aus dem Wortschatz.
- Schreibe fehlerfrei.
- Nutze alle Satzzeichen , ; . : … – ? ! ·
- Optimiere Deinen Text für Suchmaschinen.
- Sei vorsichtig mit kursivem Text: Der ist in Mengen schlechter lesbar.
- Strukturiere Deinen Text für Verständlichkeit.
- Schreibe wie Du redest.
- Behalte immer Deine Zielgruppe im Blick.
- Setze mehrfach Handlungsimpulse.
- Personalisiere, wo immer es geht.
- Duze/Sieze wie im richtigen Leben.
- Texte aktivierend (verwende mehr Verben als Substantive).
- Achte auf Einheitlichkeit in der Markensprache.
- Denke und texte nutzenorientiert.
- Nutze Fragetechniken, die im Kopf des Lesers viele „Ja’s“ erzeugen.
- Schreibe kurz & prägnant.
- Führe Dialoge statt Monologe.
- Vermeide Satzbandwürmer.
- Packe Herz & Leidenschaft in die Texte.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Und wer nicht anfängt, auch nicht!
Kennen Sie die Angst vor dem leeren Blatt? Damit sind Sie nicht allein. Viele Texter und Autoren kennen das mulmige Gefühl, bevor es losgeht. Deshalb mache ich Ihnen nun Mut: Fangen Sie einfach an. Irgendwo im Text. Es gibt keine Textpolizei, die Ihnen vorschreibt, wie Sie Ihren Text schreiben müssen. Sie sind der Chef in Ihrem Text. Kein Texter schreibt seinen Text von oben nach unten. Picasso hat auch nicht von oben links nach unten rechts gemalt.