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Ghost Kitchen

Als ich gefragt wurde, über Ghost Kitchens zu schreiben, war ich mir erst nicht so sicher, wo ich überhaupt anfangen sollte, also habe ich mich erst mal an Google gewendet. Auf der ersten Seite der Suchergebnisse sind mir direkt zwei Beiträge von großen Veröffentlichungen aufgefallen: “Ghost Kitchens – Werden Immer dämlich Bleiben” von GrubStreet, und “Ghost Kitchens Sind Möglicherweise Die Zukunft Der Restaurantindustrie” von Bon Appétit. Viele der anderen Suchergebenisse glichen entweder dem einem oder dem anderen Artikel. Woher kommt diese Polarisierung? Können Ghost Kitchens nicht “einfach sein”, ohne entweder dämlich oder die Zukunft zu sein?

Fangen wir erst mal von vorne an. Was sind Ghost Kitchens eigentlich?

Es gibt da verschiedene Meinungen, aber meistens werden mit Ghost Kitchens Gastrounternehmen gemeint, die einen Platz in einer großen kommerziellen Küche mieten, und dann von dort aus als Lieferdienst agieren. In manchen Fällen übernimmt der Vermieter sogar das Kochen, die Lieferung, usw. In dem Fall muss das Unternehmen also nur Rezepte anliefern.

Warum gibt es so viele Leute, die sich an diesem Konzept stören? Der Konsens unter ihnen scheint zu sein, dass Ghost Kitchens immer einen Abstrich machen müssen bezüglich der Qualität ihrer Gerichte, da sie nur liefern. Das ist natürlich etwas komisch, da die Qualität von Liefergerichten wohl eher mit der Art der Gerichte zu tun hat als mit dem Liefern an sich. Man könnte sich außerdem auch fragen, warum reguläre Lieferdienste (also die mit einer eigenen Immobilie, so wie der Pizzaladen um die Ecke) nicht solcher Kritik ausgesetzt sind. Ich denke, es hat etwas mit dem Hype rund um Ghost Kitchens zu tun.

Ein Teil dieses Hypes ist zurecht. Noch mehr als traditionelle Lieferdienste sind Ghost Kitchens flexible, günstige Alternativen für junge Unternehmer, wodurch die Gastronomie zugänglicher wird. Es versteht sich auch von selbst, dass sie in Zeiten einer Pandemie bewiesen haben, dass sie krisenbeständiger sind. Es ist sogar so, dass viele Betriebe die Krise nur überlebt haben, weil sie auf ein Ghost Kitchen Modell umgestiegen sind.

Ein anderer, großer Vorteil von Ghost Kitchens ist meiner Meinung nach dieser: sie bieten Köchen die Möglichkeit Unternehmer zu werden, ohne dabei Gastronom werden zu müssen. Ich bin davon überzeuget, dass viele neue Restaurants es nicht schaffen, weil sie geführt werden von Leuten die zwar gute Köche, aber schlechte Gastronomen sind. Manche Leute können beides sein, aber es ist nicht derselbe Job. Dass dies heute oft vergessen wird, ist ein Problem für die Gastronomie. Ghost Kitchens sind eine Lösung.

All dies heißt nicht, dass Ghost Kitchens Restaurants ersetzen werden. Nichts kann Restaurants ersetzen. Ghost Kitchens sind also nicht die Zukunft. So zu tun als hätten sie keine Zukunft ist jedoch auch lächerlich. Am Ende des Tages sind Ghost Kitchens einfach ein weiteres Betriebsmodell – neben Restaurants, traditionellen Lieferdiensten, usw. – mit Nach- und Vorteilen. Es wird Zeit, dass der Diskurs diese Tatsache reflektiert.