Es ist kein Geheimnis, dass Millennials gut im Geld ausgeben sind. Die Hotellerie und Gastronomie haben bisher davon profitiert, denn ganz oben auf der Liste der monatlichen Ausgaben standen vor der Coronakrise Restaurantbesuche und Take-out und gespart wurde vor allem für Reisen. Was sind die Einschätzungen und Perspektiven für die Zeit nach Corona und wie kann man diese wichtige Generation zurückgewinnen?
Bilder von vollen Parks, Terrassen, Stränden und jungen Leuten, die Partys feiern mögen manchen Gastronom optimistisch stimmen, dass Millennials es kaum erwarten können, wieder wie gewohnt auszugehen. Tatsächlich aber ist die Mehrheit der Gen Y vor allem vorsichtig und ängstlich, und zögert langfristig wieder zur Normalität überzugehen. Betriebe, die die Maßnahmen ernst nehmen und dies geschickt kommunizieren – quasi als „Corona-safe experience“ sind hier klar im Vorteil. Siehe da, vielleicht eignet sich die umstrittene Maske ja sogar als Werbemaßnahme!?
Zu der Angst vor einer Infektion kommen zunehmende finanzielle Sorgen. Ganz besonders wichtig ist es darum für Betriebe darüber nachzudenken, wie Millennials die Angst genommen werden kann und wie man ihren Budgets entgegenkommen kann. Daneben sind folgende Trends von großer Bedeutung post-Corona, um Millennials zurückzugewinnen:
„Treat yo’self“
Schon vor Covid-19 haben junge Konsumenten oft nach Rechtfertigungen für ihre Ausgaben gesucht. Sie sind schließlich geprägt von Rezession. Sich etwas zu gönnen rechtfertigen sie oft als Teil der Selbstfürsorge. Corona und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen verstärken diesen Wunsch nach Rechtfertigung. Im Marketing sollte man darum darauf einspielen, inwiefern der „Luxus“, den man verkauft – sei es ein Abendessen oder eine Hotelübernachtung – den jungen Leuten etwas Gutes tut. Man denke etwa an detox, abschalten oder entspannen.
„Shop Now“
Klar, an online shopping (und online booking) kommt man schon lange nicht mehr vorbei. Neu aber ist die ‚shop now‘ Funktion integriert in social media feeds, wie zum Beispiel bei TikTok und Instagram. Für Fashion ganz eindeutig, aber auch für die Gastronomie eine große Chance. Sieht man diesen Trend nämlich im Zusammenhang mit dem Boom von Lieferservice und der Angst von Millennials Restaurants aufzusuchen, lässt sich schnell 1 und 1 zusammenzählen und man hat eine neue und effektive Vermarktung für sein Restaurant. Gerade noch den besten Taco in einer Story gesehen und 25 Minuten später zuhause – kontaktlos – auf dem Tisch. Auch für traditionelle Restaurants bietet Corona die Chance auf den fast-casual Markt einzusteigen. Neben dem Switch zu Lieferung denke man hier – im Hinblick auf das Budget unserer jungen Konsumenten – auch an angepasste, einfachere Speisekarten für Lieferungen.
Authenticity
Authentizität oder Echtheit – ich schreibe dies und sehe meine Gen X’er und Baby Boomer Kollegen mit den Augen rollen. Ja, immer und immer wieder muss betont werden wie wichtig dieses Konzept für Gen Y ist und Corona verstärkt dies nur noch mehr. Millennials sind konstant auf der Suche nach bedeutungsvollen Erlebnissen und Begegnungen. Verkaufen kann man ihnen vor allem etwas durch Ehrlichkeit und Transparenz, nicht durch Floskeln. Corona hat uns auch neues Bewusstsein darüber gebracht, worauf es wirklich ankommt und das spielt dem Wunsch nach Authentizität in die Hände. So haben zum Beispiel während des Lockdowns improvisierte und ungeschliffene Werbespots weitaus bessere Resultate erzielt als ihre high-production Counterparts und gibt es einen klaren Trend in Richtung Microinfluencer, d.h. Influencer mit vergleichsweise wenig Followers. Weg also von geschniegelt und durchplant zu frisch und ehrlich. Unternehmen sollten sich vor allem unverfälscht präsentieren und ihrem Unternehmen, den Mitarbeitern und Angebot ein Gesicht und eine Story geben. Microinfluencer sind daneben eine effektive und kostengünstige Alternative zu ihren Vorgängern, den Superinfluencers.
Klimawandel – da war doch was?
Der Klimawandel war, ist und bleibt das wichtigste Anliegen der Gen Y. Auch nach Corona gibt es daran nichts zu rütteln. Für Hotels und Restaurants birgt dies zahlreiche Möglichkeiten sich attraktiver für Millennials zu positionieren, sei es durch die Eindämmung oder Verwertung von Nahrungsmittelabfällen, die Einrichtung oder die Speisekarte. Apropos, Fleischersatzprodukte, die ja ohnehin schon explosives Wachstum erfahren, boomen durch Corona und durch die anverwandten Skandale, noch viel mehr.
Abschluß/Fazit/Zusammenfassung:
Einfach wird es nicht in die Normalität zurückzukehren und leichtfertig sollte man dieser Entwicklung nicht entgegnen, nimmt man sich jedoch die Wünsche von Gen Y zu Herzen zeigen sich spannende Wege auf, auf denen man sozusagen ‚vorausstolpern‘ kann. Es wäre schließlich klasse, wenn man die Krise nutzen kann um sein Unternehmen zu entwickeln und fit zu machen für eine Zukunft mit treuen Gen Y Kunden.
Über den Autor/Unternehmen:
Marius Zürcher ist Mitgründer von 1520, einem jungen Unternehmen, das auf Millennial
Marketing spezialisiert ist. 1520 hilft Unternehmendabei, Millennials zu verstehen, zu erreichen und zu gewinnen, als Kunden und Mitarbeiter.Um sie zu erreichen, muss man ihre Sprache sprechen und ihre Lebensart verstehen.1520 unterstützt Unternehmen dabei herauszufinden, was geeignete Berührungspunkte mit Millennials sind, und wie diese im Betrieb und im Marketing effektiv genutzt werden können, um sich attraktiv für diese Zielgruppe aufzustellen.