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1. Experten Talk – Marketing und Vertrieb

Am 16.04.2020 wurde der Experten Talk auf unserem YouTube Kanal gestartet. Im ersten Talk ging es um Marketing und Vertrieb.

 

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Maria-Luise Gerber: Hallo, herzlich willkommen zu unserem hogaQ Expertentalk. Schön, dass ihr alle da seid. Ich will mich kurz vorstellen, mein Name ist Maria-Luise Gerber. Ich leite das hogaQ Expertennetzwerk seit 2016. Wir sind 30 Berater aus der Hotel- und Gastronomiebranche, alle mit unterschiedlichen Kernkompetenzen. Warum starten wir diesen Expertentalk? In den letzten Tagen, Wochen sind so viele Fragen auf uns eingeprasselt zu den unterschiedlichsten Themen, dass wir jetzt einfach gesagt hatten: Wir bündeln die Fragen, fassen die zusammen zu unseren Kernkompetenzen und machen da eine kleine Talkrunde draus. Geht so circa 15 bis 20 Minuten, also wir werden euch nicht überstrapazieren. Wenn es euch jetzt nicht reinpasst, könnt ihr später es auch auf unserem YouTube-Kanal nochmal ansehen oder auch euern Freunden und Kollegen schicken. Bevor wir doch jetzt einfach starten, möchte ich die Runde noch vorstellen, heute sind unsere Marketingexperten dabei: Angelika Vogt, Klaus Heidemann und Andreas Pfeifer. Ich würde sagen, ihr stellt euch doch mal jetzt gerade selbst vor. Ladies first, Angelika, starte du doch bitte.

Angelika Vogt: Danke Maria-Luise. Hallo auch von meiner Seite. Mein Name ist Angelika Vogt. Ich bin viele Jahrzehnte bereits in der Hotellerie und auch seit über 20 Jahren als Unternehmensberaterin für die Hotel und Gastronomie tätig. Ich bin Inhaberin der AV Hotelberatung, habe mehrere Trainerscheine, habe auch noch mal Kommunikations- und Betriebspsychologie studiert und freue mich heute im Marketingtalk mit dabei zu sein und werde später auch noch mal für die Fragen, Pricing und Direktvertrieb zuständig sein.

Maria-Luise Gerber: Dann machen wir doch mit dir Klaus weiter. Möchtest du dich kurz vorstellen?

Klaus Heidemann: Hallo, klar gerne. Mein Name ist Klaus Heidemann. Ich bin aus Dresden, Inhaber einer kleinen Werbeagentur und möchte hier vor allen Dingen so ein bisschen über Strategien und vor allen Dingen über Print reden.

Maria-Luise Gerber: Okay. Und dann noch last but not least, lieber Andreas.

Andreas Pfeifer: Andreas Pfeifer mein Name. Ich bin von Beruf Heldenhelfer und meine Heldinnen und Helden kommen aus der Gastronomie und Hotellerie und die berate ich im Marketing. Sehr viel im Online-Marketing, aber auch zu allen anderen Marketingfragen und insbesondere auch zu Social Media stehe ich zur Verfügung. Ich bin schon ganz lange bei hogaQ dabei und freue mich heute Nachmittag auf den kollegialen Austausch.

Maria-Luise Gerber: Super, vielen Dank! Dann würde ich sagen, dann fangen wir doch gleich an mit den Fragen. Pricing und Vertrieb ist ja auch ein ganz heißes Thema. Starten wir doch mit den Fragen an Angelika. Und da habe ich zum einen die Frage, die uns von Herbert erreicht hat. Er ist Hotelier, 45 Zimmer, Mittelklassehotel im Schwarzwald und er fragt: Wie er sich richtig verhält? Denn aktuell dürfen ja noch Geschäftsreisende untergebracht werden und jetzt wurden bei ihm ein paar Zimmer angefragt für mehrere Nächte und aber gleich wurde ein Preis diktiert, so 30 Euro. Wie soll er sich denn jetzt verhalten, da sein Preis normalerweise bei 45 Euro ohne Frühstück liegt? Kannst du uns da was dazu sagen, Angelika?

Angelika Vogt: Ja, kann ich auf jeden Fall was dazu sagen. Also ich würde Herbert empfehlen, den Preisabschlag, den die Gäste anstreben, nicht mitzugehen. Ich höre zwar dann in meiner Beraterpraxis immer auch von den Hoteliers, ja, aber lieber ein Zimmer mit Preisabschlag verkauft wie gar keinen Umsatz generiert. Es ist zwar betriebswirtschaftlich korrekt, dass nicht belegte Zimmer sogenannte Leerstandskosten verursachen, man sollte aber gerade in der aktuellen Phase während der Corona-Krise auch beachten, dass natürlich die Kostenstrukturen steigen. Wir haben also hier ganz klar Fixkostensteigerungen, wir haben aber auch variable Kosten, die steigen, einfach durch den erhöhten Reinigungs- und Desinfektionsaufwand. Und so verändert sich natürlich auch dadurch der Break Even, also die Gewinnschwelle. Und das würde ich an Herberts Stelle auch klipp und klar den Gästen gegenüber kommunizieren, klar kommunizieren. Und ich empfehle ihm jetzt gerade speziell in der ich sag mal Lockdown-Phase noch, wo er eben auch nur bestimmte Zielgruppen in seinem Haus aufnehmen kann, also sprich, Businessgäste, dass er sein bisheriges Pricing beibehält. Ich hoffe, dass er natürlich auch in der Vergangenheit gut kalkuliert hat und natürlich auch hier einen Gewinn mit berücksichtigt hat. Und wenn absehbar sein wird, wann also die Belebungsphase, das heißt, wenn hier die Lockerungsphase eintritt, vorsichtige Preisanpassungen zu machen. Break Even sollte er natürlich gerade jetzt auch und auch in der Belebungsphase immer wieder sehr engmaschig kontrollieren, inwieweit der sich bei ihm verändert im Haus und natürlich hier auch eine nachfrageorientierte und marktfähige Preisgestaltung mit einfließen lassen. Aktuell würde ich ihm empfehlen, vielleicht den Gästen einen Goodie anzubieten. Darunter verstehe ich jetzt beispielsweise ein Takeaway-Frühstück. Also hier, muss nichts Großartiges sein, das kann ein Kaffee to Go und vielleicht ein Croissant, das er seinen Gästen zum Mitnehmen kostenfrei, also gratis anbietet. Er hat diesbezüglich eine geringe Belastung, also er hat einen Wareneinsatz, geringe Energiekosten und den Auf- und Abbau des Takeaway-Buffets.

Maria-Luise Gerber: Was vielleicht dann auch noch das Thema ist: Wie verhalten sich die Kollegen im Ort? Hast du da noch einen Tipp für ihn? Weil es macht wenig Sinn, wenn er sagt, er bleibt bei seinen Preisen, aber die Kollegen alle Dumpingpreise machen. Hast du da noch einen Tipp, was man da vielleicht gemeinsam machen könnte?

Angelika Vogt: Ja gut, es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass man sich mit den Kollegen kurzschließt und auch sagt: Wollen wir uns gegenseitig unterbieten? Wir haben ja alle irgendwo das gleiche Problem. Und ein Preisdumping und eine Preisunterbietung ist eine so genannte Preisabwärtsspirale, mit der keiner was gewinnt, sondern irgendwo alle eigentlich auf der Strecke bleiben. Und ich möchte aber hier mit dazu sagen: In dem Moment, wo natürlich schon bereits zu früheren Zeiten seine Positionierung, seine Qualität, seine Leistung, natürlich auch seine Bewertung und Reputation gestimmt haben, denke ich auch, dass er hier natürlich auch in der Buchbarkeit auch Vorteile hat im Vergleich zu seinen Mitbewerbern. Oft ist es auch so, die Mitbewerber spicken gegenseitig auch, gerade in den Online-Portalen, und wenn einer anfängt, seine Preise zu halten und nicht zu unterbieten, ziehen die Wettbewerber oder die Kollegen relativ schnell nach.

Maria-Luise Gerber: Ja, das stimmt. Dann will ich doch gleich noch eine zweite Frage anschließen, und zwar von Annette. Sie hat ein Hotel mit circa 40 Zimmern im Würzburger Raum und sie macht sich Gedanken darüber, ob du eine Prognose geben kannst, wie es denn aussieht nach der Lockerung? Im Vergleich zum Vorjahr, wie sie budgetieren soll? Hast du da noch einen Tipp für Sie?

Angelika Vogt: Ja, das ist natürlich ein großes Thema, nicht nur aktuell für Kredite, die gerade auch besorgt werden müssen, sondern auch, wie kann ich diesbezüglich natürlich die Belastungen wieder in der Zukunft oder auch für nächstes Jahr kompensieren. Schwierig. Also hier fundierte verlässliche Aussagen zu machen, ist äußerst schwierig. Wir haben alle keine Glaskugel, wo wir reinschauen können und da die Antwort auch bekommen. Ich habe hier allerdings, um eine grobe Orientierung zu nennen, würde ich ganz gerne auf den Recovery Check des Bundeskompetenzzentrums Tourismus, der ist am 9. April veröffentlicht worden, mit heranziehen. Ich habe ihn hier auch liegen auf dem Schreibtisch. Also wir haben hier natürlich das Einfließen von Veröffentlichungen, von Zahlen, von Daten, von Fakten, auch Studien, wie sich das jetzt alles zugetragen hat in der Corona-Krise. Es werden eben 3 Szenarien hier aufgemacht, also Betrachtungen, optimistisch, realistisch und pessimistisch, wie der weitere Verlauf der Corona-Krise aussehen wird, und zwar in den unterschiedlichen Phasen, also Shutdown, dann natürlich auch in der Lockerung, Belebung und Normalisierung. Und natürlich auch, inwieweit sich dann das gesamttouristische Geschäft sich wieder erholen wird. In diesem Bericht wird praktisch prognostiziert, wie gesagt, unter optimistischer Betrachtung beziehungsweise realistischer Betrachtung auch, dass beispielsweise ab Mitte Mai die Lockerung erfolgen wird und die wird also auch andauern bis September dieses Jahres, die Lockerungsphase, also dann erst soll es komplett so ein bisschen mehr Freiheiten auch geben. Und man hat dann natürlich den Vergleichsumsatz, Vergleichszeitraum 2019 genommen und hat gesagt: Okay, realistisch betrachtet werden dann in diesem Zeitfenster, also sprich, Mitte Mai bis September ungefähr 35 Prozent des Vorjahreszeitraumes an Umsatz wieder realisierbar sein. Aber hier ist natürlich zugrunde gelegt worden der gesamte deutsche Umsatz aus dem Gesamttourismus, also nicht nur für die Hotellerie. Die Belebungsphase sieht ein bisschen anders aus. Also hier gibt es dann natürlich immer wieder Steigerungen und im Grund genommen, ich will das jetzt auch nicht weiterausführen, wer sich dafür interessiert, kann das sich natürlich auch übers Netz holen. Aber es ist jetzt nicht nur allein, dass hier die Prozente oder die prognostizierten Prozentzahlen, wann wird sich hier das Geschäft erholen, eins zu eins auf die Hotels übertragen werden können. Erstens mal gibt es den Recovery Check immer wieder, also der wird immer wieder auch angepasst und erscheint regelmäßig, also es lohnt sich schon den vielleicht auch mit so ein bisschen einzubeziehen. Aber hier würde ich ganz gerne auch noch mal sagen, dass dieses Zahlenwerk, wie gesagt, nicht eins zu eins auf das jeweilige Haus zu übertragen ist, sondern wir müssen hier natürlich auch schauen, wie sind die Häuser konzeptioniert im Einzelnen? Welche Zielgruppen, welcher Standort? Das sind elementare Rollen, die hier mit einfließen. Und natürlich auch ganz wichtig: Die Anzahl und die Kontinuität der durchgeführten Direktvertriebsmaßnahmen, und zwar jetzt auch schon in der Shutdown-Phase. Kundenbindungsmaßnahmen, wie kommuniziere ich mit den Kunden, mit meinen Stammgästen, mit meinen Top Accounts, mit meinen Firmen? Und hier natürlich nicht nur Direktvertrieb und Kundenbindung, auch Social Media, was habe ich da initiiert? Das sind natürlich elementare wichtige Rollen, die dann natürlich gerade auch wieder in der Belebungsphase auch den dementsprechenden Rückfluss geben. Aber zu Social-Media-Aktivitäten wird Andreas und natürlich auch Kundenbindungsmaßnahmen, Kommunikation, Klaus auch noch einiges ausführen.

Maria-Luise Gerber: Danke, du hast ja schon die Überleitung gegeben. Ich würde sagen, dann machen wir mit Klaus weiter, da haben wir auch ein paar sehr interessante Fragen. Und die eine ist kurz und knapp von Ramona, die ein großes Restaurant hat, Spezialitätenrestaurant in Weimar. Sie fragt: Lohnt sich im Moment die Investition in Printwerbung überhaupt? Kannst du uns da was dazu sagen, Klaus?

Klaus Heidemann: Ja, das ist eine Frage, die immer wieder gestellt wird in den letzten Jahren. Ich möchte aber vorab unabhängig davon noch mal kurz eine Sache ansprechen, die mir sehr wichtig erscheint. Ich glaube, die Branche, die Hotellerie, Gastronomie, muss momentan sehr stark auch auf ihr Image achten. Die Verbände stellen über das Medium der Presse derzeit verstärkt die Bedürfnisse der Unternehmer in den Vordergrund, klar, mit dem Ziel der Fördergelder. Wir Marketingleute sagen aber immer: Die Bedürfnisse des Kunden müssen im Mittelpunkt stehen. Und das geht momentan komplett unter. Da das die Verbände nicht leisten können, ist also hier der einzelne Unternehmer gefragt, um seine Kundschaft direkt anzusprechen, um auf die Bedürfnisse des Kunden einzugehen. Denn auch die haben ein Problem, dass sie derzeit nicht reisen dürfen oder die Gastronomie besuchen. Hier wären die bereits angesprochenen Maßnahmen, wie zum Beispiel ein Direktmailing oder auch ein Online-Newsletter oder was auch immer, eine gute Möglichkeit, um mit den Kunden weiter im Kontakt zu bleiben und, wie gesagt, die Bedürfnisse der Kunden auch anzusprechen, damit die sich ernstgenommen fühlen. Außerdem ist momentan, glaube ich, eine gute Zeit, um die eigene Kommunikation auch zu verbessern und weiter zu entwickeln. Denn oftmals ist es so, dass eigentlich gar nicht so sehr das Geld das Problem ist, sondern die Zeit, um solche Sachen zu entwickeln. Und die Zeit haben momentan sehr viele. Doch zurück zur Frage. Aber das musste ich jetzt mal loswerden, das Wort zum Donnerstag.

Maria-Luise Gerber: Alles gut.

Klaus Heidemann: Aber auch die Frage muss ich eigentlich erstmal mit einer allgemeinen Betrachtung einleiten, denn wir beobachten momentan eine grundsätzliche Änderung des Nutzerverhaltens. Das sieht zum Beispiel so aus, dass die seriösen Nachrichtenmedien natürlich verstärkt nachgefragt werden, sei es jetzt online, sei es jetzt Print. Wir wissen aber da nicht genau, ob das nachhaltig ist. Das heißt, wir können jetzt erstmal nur davon ausgehen, dass die Entwicklungen nach der Krise vielleicht sehr ähnlich sind dem, was vorher war. Es wird sicherlich diverse Studien dazu geben, aber man muss immer aufpassen, von wem die Studien initiiert wurden. Weil ich habe festgestellt, dass relativ viele Studien durch Online-Anbieter umgesetzt werden, die natürlich ein sehr starkes Interesse daran haben, dass der Online-Anteil auch extrem hoch ist. Wenn ich, um jetzt mal ein Beispiel zu nennen, über einen Flyer oder einen Katalog auf ein Unternehmen aufmerksam geworden bin und anschließend meine Buchung per E-Mail dort hinschicke, dann ist das für die eine Online-Buchung, was natürlich Quatsch ist. Deswegen auch nach dem Corona bitte immer gucken, wo kommen die Studien her? Richtige Studien, seriöse Studien, neutrale Studien kosten nach wie vor Geld und sind oftmals nicht kostenlos zu erhalten. Jetzt aber wirklich zur Frage. Es wurde schon angesprochen. Im Endeffekt ist Direktmailing zum Beispiel eine gute Möglichkeit, um mit den Kunden in Kontakt zu bleiben und auch eine hervorragende Ergänzung zu den Online-Maßnahmen und zu den Social-Media-Maßnahmen. Das ist eine Sache, die glaube ich auch nach wie vor noch wichtig ist, um den Kunden individuell anzusprechen, was dank von Digitaldruck zum Beispiel mittlerweile auch hervorragend funktioniert, um von Standardprodukten abzuleiten. Die Kommunikation muss, in dem Fall ging es ja um ein Spezialitätenrestaurant, ich gehe jetzt mal davon aus, dass das auch ein sehr hochwertiges Restaurant ist, muss natürlich die Kommunikation entsprechend auch angelegt sein. Das heißt, wir brauchen unter Umständen auch sehr hochwertige Fotografien. Das darf man immer nicht vergessen. Es wird nämlich gerne versucht, eine neue Kamera sich zu kaufen und dann selbst Bilder zu schießen. Hochwertige Fotografie ist nach wie vor wichtig. Zur hochwertigen Fotografie gehört nicht nur hochwertige Fototechnik, sondern auch eine hervorragende Ausleuchtung und ehrlichgesagt auch Ahnung. Außerdem sollte man nach wie vor nicht unterschätzen die klassischen Werbekanäle. Also zum Beispiel Restaurant, das Verteilen von Flyern oder die Anzeigen in entweder regionalen Medien oder aber bei einem Spezialitätenrestaurant, da kommen die Leute vielleicht auch von überregionalen Gegenden, durchaus auch in Special-Interest-Magazinen etc., wo sich zum Beispiel auch durchaus anbieten als Medium der Kommunikation., sofern es welche gibt, aber davon gehe ich jetzt ehrlichgesagt mal aus. Und nochmal, nicht vergessen, die eigenen zufriedenen Kunden sind wichtige Markenbotschafter. Es geht also darum, die eigenen Kunden in die Lage zu versetzen für das Unternehmen Werbung zu machen. Denn, wenn sie zufrieden sind, werden sie das sehr gerne tun.

Maria-Luise Gerber: Ja, das wissen wir ja alle. Mund-zu-Mund-Propaganda ist immer noch das beste Marketingtool, das man bekommen kann, sozusagen. Ich habe noch eine zweite Frage, die geht so in eine ähnliche Richtung, von Frank. Er betreibt einen Ferienpark mit circa 60 Ferienhäuser an der Nordsee, nee, an der Ostsee. Und er fragt: Was für eine gedruckte Werbung jetzt für ihn das richtige ist im Moment? Hast du da noch so einen kurzen Tipp für ihn? Kann man da so pauschal irgendwas dazu sagen?

Klaus Heidemann: Also hier finde ich es extrem wichtig, gerade bei einem Ferienpark, da reden wir zum Beispiel auch davon in den Ferien zum Beispiel, dass Familien angesprochen werden. Und hier sollte man auf keinen Fall die Kinder als Zielgruppe vernachlässigen. Es gibt zum Beispiel Hotels, die auf Familienurlaub sich konzentrieren, die das wirklich hervorragend umsetzen. Des Weiteren, wenn man sich jetzt überlegt, Ferienpark Ostsee, hm, als am wahrscheinlichsten Reisemagazine und Eltern-Kind-Magazine durchaus auch eine interessante Variante, um Werbung für das Unternehmen zu machen. Der Informationsbedarf ist auch extrem hoch. So ein Ferienpark, da könnten zum Beispiel auch Grundrisse von den Ferienwohnungen durch interessant sein. Würde ich nicht unterschätzen solche einfachen Mittel, wo man wirklich dann auch in den Broschüren zum Beispiel das sehr gut umsetzen kann. Auch hier natürlich wieder Fotografie, ganz klar, und wieder diese bereits mehrfach erwähnte Direktmailinggeschichte. Auch hier wieder eigene Kunden zu Markenbotschaftern machen. Wichtig. Eine Sache ist noch, die gerne unterschlagen wird: interne Kommunikation. Es geht dann nicht nur um eigene Mitarbeiter, sondern es geht zum Beispiel auch um Zulieferer. Denn die sind auch wichtig für das Gesamterscheinungsbild des Unternehmens. Deswegen ich würde auch hier durchaus drüber nachdenken, inwieweit Print da unterstützen kann, weil ganz klar, Intranet ist kein Ersatz für die interne Kommunikation, das ist wichtig. Und noch vielleicht ein letzter Punkt. Viele Kunden entscheiden sich in der Hotellerie, wenn man jetzt mal vom Städteurlaub absieht, als erstes für die Region und danach für das Unternehmen. Das heißt, hier ist es auch wichtig, die öffentlichen Institutionen, wie zum Beispiel die Fremdenverkehrsämter in Beschlag zu nehmen und auch von denen zu fordern, dass entsprechende Gemeinschaftsaktionen auch entsprechend gefördert werden. Das sind so Sachen, die mir jetzt sofort einfallen.

Maria-Luise Gerber: Ja super. Das war ja schon mal eine ganze Menge. Dass wir uns jetzt nicht verzetteln, lieber Andreas, kommen wir mal zu dir. Weil Online-Marketing ist im Moment in aller Munde, weil in vielen Städten wurden jetzt irgendwelche Lieferdienste zusammen-, ich will nicht sagen, geschustert, das wäre das falsche Wort, weil die sind wirklich toll, was die Städten und Gemeinden da teilweise auf die Beine gestellt hatten innerhalb kürzester Zeit, aber wir haben natürlich auch noch sehr viele grad kleinere Gastronomen, Gasthäuser etc, die noch nicht unbedingt so Social-Media-affin sind. Und da haben wir natürlich auch ein paar Fragen bekommen, und zwar von Ludwig. Er ist ein Restaurantbesitzer aus Mainz, und er schreibt: Wir haben ein kleines Restaurant in der Innenstadt. Von digitalen Marketingmaßnahmen hatten wir uns bisher ferngehalten. Angeregt durch die vielen Online-Aktionen während der Corona-Krise wollen wir nun mit Digitalisierung im Marketing beginnen. Aber wo soll er denn anfangen? Denn es ist wahnsinnig viel.

Andreas Pfeifer: Es ist ein sehr, sehr großes Feld. Nichtsdestotrotz lohnt es sich gerade jetzt anzufangen, weil viele Gastronomen haben im Moment eine Zwangspause, die sie sich nicht ausgesucht haben, die sie aber gut nutzen können, um jetzt im Online-Marketing entweder Maßnahmen zu optimieren oder wie in seinem Fall damit anzufangen, überhaupt mal über Digitalisierung in der Marketingkommunikation nachzudenken. Aber wie immer vor einem großen Berg zu stehen, ist keine leichte Sache und es kommt einem auch wirklich wie ein großer Berg vor und dann fängt man gar nicht an. Hier hat sich tatsächlich bewährt, diesen Berg in kleinere Felsen zu unterteilen und dann plötzlich merkt man, das ist vielleicht doch zu bewältigen. Was sind so die Punkte, die man angehen soll? Ich kann jetzt bei ihm nicht sagen, ob er zumindest eine Webseite hat, damit wäre schon mal der erste Schritt gemacht. Webseite ist eindeutig Mittelpunkt seines Online-Universums. Sollte er noch keine haben, würde ich hier genau ansetzen. Das muss keine unglaublich toll ausgearbeitete mit vielen Unterpunkten versehene Webseite sein, sondern einfach ein ansprechender digitaler Fußabdruck, dass er überhaupt im Netz und insbesondere bei Google auffindbar ist. Der nächste Bereich könnte Social Media sein. Social Media, aber auch nicht alle Kanäle, sondern da muss ich jetzt gucken, über welchen Kanal komme ich mit meiner Zielgruppe zu Rande? Und auch wenn immer alle sagen, bei Facebook musst du dabei sein und wenn du Jüngere ansprechen willst, musst du Instagram, nee, musst du gar nicht. Du musst erstmal gucken: In welchen Netzwerken sind meine Kunden unterwegs? Und wenn das, wie vorhin gesagt, Geschäftskunden sind, dann würde ich mich eher mal Richtung XING und LinkedIn bewegen. Wenn ich ein bisschen Bewegtbild-Material habe, sprich Video, dann ist ein YouTube Channel die passendere Maßnahme. Aber bei vielen Gastronomen wird es zum Schluss dann doch eben Facebook wahrscheinlich auch sein. Das wäre der nächste Punkt, wo ich ansetze. Und jetzt ist es auch ideal, sich mal um Online-Bewertungen zu kümmern, und zwar Gäste fragen, zu denen man noch Kontakt hat, die in der Vergangenheit da waren, ob sie bereit wären, jetzt, wo alle so viel Zeit haben, eine Online-Bewertung zu schreiben. Die Online-Bewertung hat nämlich zwei große Vorteile. Erstens, ich bekomme ein Kommunikationsfeedback von einem echten Gast, weil der Gastgeber natürlich in all seinen Medien sagt, wie toll er ist, der Gast ist da ein Stück weit neutraler. Und so bekomme ich einfach auch noch mal einen Blick von außen. Der zweite große Vorteil der Online-Bewertung ist: Google liest Online-Bewertungen mit und nimmt sie in der Regel auch ins Ranking auf. Wenn es ein paar mehr sind, dann auch in den Google My Business Account. Das ist der dritte große Bereich. Und der vierte: Wer noch keinen Newsletter hat, kann auch darüber nachdenken, ob er jetzt die Zeit nutzt, sich ein Newsletter-Tool anzulachen. Und ergänzend zu dem, was Klaus gesagt hat, zum Direktmailing auch ein elektronisches Mailing aufsetzt. Und das aber nicht nur während der Corona-Zeit nutzt, sondern auch darüber hinaus, weil es eine wunderbare Möglichkeit ist, sich regelmäßig wieder in Erinnerung zu bringen.

Maria-Luise Gerber: Du hast jetzt schon ein paar mehr Fragen beantwortet, die ich hier noch auf meinem Zettel habe. Das ist aber ganz gut, weil Marianne, sie hat einen kleinen Gutsausschank mit ein paar Gästezimmern, und die hat gefragt, ob Social Media jetzt für sie wichtig, ob sie damit anfangen soll, und Facebook. Aber ich denke, das hast du jetzt da damit schon beantwortet. Aber was du auch gesagt hast, du bist auf Google eingegangen, da haben wir auch noch eine spannende Frage dazu. Und zwar fragt Jörg, er hat zwei Bars in Nürnberg, und er schreibt: Google hat signalisiert, dass Änderungen im Google My Business zurzeit nur schleppend umgesetzt werden. Ist es trotzdem zu empfehlen, dort jetzt aktiv zu sein?

Andreas Pfeifer: Zunächst mal ist es tatsächlich so, wenn ich in meinem Google My Business Account eine Änderung vornehme, beispielsweise geänderte Öffnungszeiten oder ich biete jetzt Takeaway oder Lieferservice an, dann blendet Google sofort die Info ein, es dauert im Moment ein bisschen länger bis wir diese Veränderungen bei uns im Google My Business Account veröffentlichen können. Und wir reden da nicht über ein paar Stunden mehr, sondern möglicherweise über zwei, drei Tage länger. Das ist so. Deswegen sollte man sich aber jetzt nicht zurückziehen und sagen, dann ändere ich es lieber gar nicht, weil auch dort beruhigt sich ein bisschen der Arbeitsaufwand nach und nach. War für Google erstmal auch eine ganz ungewöhnliche Situation. Und so einen großen Konzern in die Knie zu zwingen, da gehört schon was zu. Aber wenn man jetzt anfängt Änderungen sauber einzupflegen, dann habe ich auch die Chance, entsprechend angezeigt zu werden, wenn es wieder losgeht. Und im Moment wird gesucht nach Takeaway und Lieferservice und diese Einträge werden bevorzugt bei Google angezeigt. Wenn ich also über Smartphone oder auch über den PC suche, dann werden genau diese Dienste, sofern die Daten hinterlegt worden sind, weiter oben angezeigt. Zweiter Punkt, den ich auf alle Fälle bei Google My Business empfehlen würde: Lassen Sie nicht nach, Beiträge zu posten. So wie ich bei Facebook und anderen Kanälen Beiträge posten kann, kann ich das auch bei Google My Business. Kostet nichts, bringt aber in der Suchmaschine schon nach wenigen Stunden eine erhöhte Sichtbarkeit. Und dort habe ich nicht nur Textbeiträge, sondern ich kann auch ein passendes Bild dazu eingeben. Und wer sich jetzt mal kurz die Google Suche vor Augen führt und sagt, ja, da wimmelt es vor Buchstaben, das ist eine Textwüste, kaum Bilder, dann wissen wir, ein gutes Bild an der richtigen Stelle platziert, nämlich im Google My Business Eintrag, erzeugt hier Aufmerksamkeit. Beides, also die aktuellen Informationen einstellen und Beiträge posten, würde ich in dem Fall dringend empfehlen.

Maria-Luise Gerber: Super. Jetzt haben wir hier noch eine abschließende Frage. Ich glaube, die kann ich dann auch noch beantworten. Und zwar geht es da auch um Kosten. Da haben wir Sybille, sie betreibt ein Café, und sie fragt: Sie hat in der Zeitung gelesen, dass das Ministerium 4000 Euro verschenkt. Ich denke, sie meint hier die BAFA-Förderung. Da schreibt sie auch Beratungsleistungen, ob da auch Marketing drin ist. Ich glaube, da können wir alle zustimmen. Aber sie will einfach wissen, ob da was drin ist oder ob sie das irgendwann dann zurückzahlen muss? Aber da kann ich dazu sagen, die BAFA-Förderung gibt es schon immer. Nur war sie bisher einfach so, dass 50 Prozent der Kunde, der Klient, einfach selbst zu tragen hatte. Und das wurde jetzt einfach gelockert. Es werden bis zu 4000 Euro einfach bezuschusst. Und was der Vorteil ist, früher war es einfach so, dass der Betrag erstmal vom Kunden vorausgezahlt werden musste und er selbst dann den Zuschuss bei der BAFA beantragten musste. Und im Moment sieht es so aus für Betriebe, die Probleme oder die in die Krise gekommen sind zu Corona-Zeiten, dass die Berater direkt mit der BAFA abrechnen können. Also für den Kunden sind es quasi 4000 Euro, oder wenn es weniger sind, auch der Betrag einfach geschenkt. Ich denke, dann war das jetzt sehr viel Input. Ich glaube, unsere Viertelstunde haben wir schon gut überzogen. Ich denke, wir werden den Marketingtalk bestimmt nochmal wiederholen, weil bestimmt noch mehr Fragen kommen. Wir hätten hier auch noch jede Menge mehr auf der Liste gehabt. Aber ich danke euch dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, auch wenn wir jetzt ein bisschen überzogen haben. Wir werden weitere Talks anbieten in den nächsten Wochen. Nächste Woche geht es an einem Tag am Dienstag um BWL, also betriebswirtschaftliche Fragen, und da wird auch unser Steuerberater dabei sein, der da auch noch ein paar Tipps geben kann. Und dann im zweiten Talk, am Donnerstag geht es so ein bisschen um Stressmanagement, um gesunde Führung, aber auch Mitarbeitermarketing wird dort ein Thema sein. Dann vielen Dank an euch drei.

Angelika Vogt: Gerne.

Maria-Luise Gerber: Vielen Dank an euch da draußen, dass ihr dabei wart. Ich freue mich, wenn wir euch nächste Woche wiedersehen in unserem Talk. Und bis dahin bleibt alle gesund und alles Gute! Tschüss!

Andreas Pfeifer: Alles Gute!

Angelika Vogt: Ciao!

Klaus Heidemann: Tschüss!

Maria-Luise Gerber: Tschüss!

Andreas Pfeifer: Tschüss!

Moderation Maria-Luise Gerber

Experten – Angelika Vogt, Andreas Pfeifer, Klaus Heidemann